Feinste Lyrik! Die Autorin Elisabeth Steinkellner und der Künstler Michael Roher widmen sich dem Welterkunden, Philosophieren und dem Sprachspiel. Der Tipp von Andrea Kromoser.
In „Vom Flaniern und Weltspaziern“ machen sich Elisabeth Steinkellner und Michael Roher gemeinsam auf, um lyrisches Terrain zu erkunden. Texte und Bilder erzählen miteinander, umeinander herum und auch mal als grafisches Kooperativ, doch niemals einfach nur nebeneinander her. Die einzelnen Worte des Gedichtes „FreiZheit“ beispielsweise baumeln in Form einer Hängematte inmitten zweier, zarter Blumenstängel. „träumen schauen horchen phantasieren faulenzen nachdenken sinnieren dösen schaukeln erinnern“, heisst es hier zu Beginn, während sich der Text gegen Ende mit den Assoziationen „sein nichts tun nur da sein nicht tun nur sein“ ausschaukelt. Beim Vortrag des Gedichtes schwingen Vorlesende als auch Zuhörende gedanklich, sachte mit.
Zweideutige Sprachspielereien
Im Gedicht „Post von unterwegs“ verhandelt Steinkellner das ABC neu („Ass Artischocken in Argentinien / bediente Beduinen in Bahrain / chauffierte Cellisten durch Chile / …“), verdichtet Ernst Jandls Mops unter dem Motto „Ottos Bock rockt“ und erprobt Sprachspielerisches sowie Doppeldeutiges. In „Tag am Meer“ tummelt sich unterschiedliches Gemüse und so manche Pflaume am Strand. „Die frisch gepflückte Zucchini / trägt einen schicken Bikini. / Die ökologische Zitrone / geht oben und unten ohne.“, heisst es hier, während unter dem Titel „FKK“ achtzehn nackte Damen einem ausgiebigen Sonnenbad frönen. Oftmals wenig subtil, dann auch wieder gut zwischen den Zeilen versteckt, begleitet eine feine, erotische Note den Gedichtband. Zwar kommt diese mitnichten verhalten daher, wird jedoch immer mit genügend Augenzwinkern, Witz und Schwung serviert.
Bilder für Tagträume
Michael Rohers pointierte, in schlichtem Schwarz-Weiss-Grau gehaltene Bilder laden zum Verweilen ein und bieten unzählige Lese- und Interpretationsmöglichkeiten. Mal schenkt er mittels weniger, schwungvoller Linien einer Kuh Flügel, lässt eine Rucksacktouristin fröhlich über den Bahnstein hüpfen („und – schwups – zum Zug“) oder die Dächer der Stadt zum Häusermeer verschwimmen.
Eine zusätzliche Besonderheit dieses Gedichtbandes ist, dass neben diesen Zeichnungen auf den Textseiten noch insgesamt vier doppelseitige, in kräftiger Farbigkeit illustrierte Bilder zum genussvollen Versinken und In-die-Ferne-Träumen einladen.
Urlaubslektüre
„Vom Flaniern und Weltspaziern“, mit seinen 66 Gedichten, ist grosse Kinderlyrik, Ferienlektüre für Familien sowie vergnügliche Sprachspielerei, für alle, die mit Kindern und Sprache arbeiten. Dieser Band sollte in keiner (Haus)Bibliothek fehlen und ist ausserdem ein wundervolles Geschenk für Reisende und Menschen mit Fernweh!
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