Für niemanden ist es leicht, seine Gefühle im Zaum zu halten. Doch für Keira ist es besonders schwierig: Sie trägt den Zorn in sich, eine der sieben Todsünden. Der Fantasyroman «Saligia: Spiel der Todsünden» von Swantje Oppermann ist nicht nur besonders bildhaft, sondern auch mit fein gezeichneten Protagonist*innen. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Malena Habenicht.
Keira ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter in Parsons End, einer fiktiven Stadt in England. Wegen ihrem düsteren Erscheinungsbild und feindseligen Gesichtsausdruck wird sie von den meisten Menschen gemieden. In der Schule hat sie keine Freund*innen und gilt als Aussenseiterin. Dabei ist Keira nie wirklich allein, der Zorn ist ihr ständiger Begleiter, er brodelt tief in ihr und wartet nur darauf, ausbrechen zu können. Denn Keira ist eine Saligia. Das bedeutet: sie trägt eine der sieben Todsünden in sich. Diese sind: Hochmut, Habgier, Lust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit.
Eine Schülerin wird vermisst
Um ihren Zorn besser unter Kontrolle zu bringen, besucht Saligia die Canterbury School. Dort soll sie zusammen mit anderen Saligias lernen ihre gemeingefährlichen Wutausbrüche zu kanalisieren. Keira steht unter Stress, sie muss viel Unterrichtsstoff nachholen. Dazu kommt, dass in ihrem Zimmer sechs andere Saligias, alle tragen eine andere Todsünde in sich, untergebracht sind. Da sind natürlich lautstarke Konflikte vorprogrammiert. Zudem kommt, dass eine Schülerin vermisst wird, die ausgerechnet in Kieras Zimmer wohnen würde. Haben etwa ihre Zimmergenoss*innen etwas damit zu tun? Und war ihr Vater auch mal auf der Canterbury School und hat sie ihre Fähigkeiten von ihm? Sie kann sich kaum noch an ihren Vater erinnern. Keira ist verwirrt und überfordert. Doch sie gibt nicht auf und versucht Antworten auf ihre Fragen zu finden.
«... als könnte sie die Gefühle damit wegatmen»
Der Fantasyroman ist in einer blumigen Sprache verfasst, die es den Leser*innen einfach macht, sich alles bildlich vorzustellen. Hier ein Beispiel: «Scharf sog Keira die abendliche Luft ein, als könnte sie die Gefühle damit wegatmen.» Auch kann ich mich gut in die Protagonist*innen hineinversetzen. Warum? Die Autorin beschreibt gekonnt wie sich diese fühlen und mit ihren Todsünden zu kämpfen haben.
Auf dem Buchcover ist ein Mädchen zu sehen, dessen glutroten Augen vor Zorn funkeln, im Vordergrund steht der Titel des Romans in blutroten Buchstaben geschrieben. Mit dieser Kombination tauchen die Leser*innen unmittelbar in die dunkle Grundstimmung, geprägt von Angst, Neid und unverhoffter Liebe des Romans ein: schlicht fesselnd bis zum letzten Buchstaben.
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