Bühnen Bern zeigt unter der Regie von David Bösch die zwei Opern «L'enfant et les sortilèges» und «Iolanta». Dies höchst farbenprächtig und effektvoll. Allerdings ist es schade, dass Bühnen Bern zwei Opern als eine Aufführung für zwei verschiedene Altersgruppen zeigt! Hier die Besprechung der Leporello-Nachwuchsredaktorinnen Lena und Alina Facchinetti.
L'enfant et les sortilèges (das Kind und der Zauberspuk) eine Oper von Maurice Ravel:
Kinder, die nicht gerne zur Schule gehen, gibt es viele. Manche kriegen Hausarrest, wenn sie nicht artig waren. Dem Mädchen auf der Bühne geht es genauso. Doch, dass Gegenstände im Kinderzimmer zum Leben erweckt werden können, ist leider nur in der Oper «L'enfant et les sortilèges» von Maurice Ravel möglich.
Eine Oper in einem Kinderzimmer
Die Bühne ist wie ein Kinderzimmer gestaltet: ein Hochbett, viele Plüschtiere, ein Kleiderschrank und an der Wand eine grosse Uhr. Die Wand ist vollgeschrieben mit Begriffen und Sätzen, die Kinder typischerweise von sich geben: «Ich hasse die Schule» oder «Ich ziehe mich nicht an!». Das ganze Bühnenbild ist eher gruselig und dunkel gestaltet.
Dass das Mädchen die Dinge zum Leben erweckt, die sie berührt, wird sehr schnell deutlich und ist kreativ gelöst. Als sie etwa Tee in die Tasse einschenken will, kommen zwei Personen auf die Bühne, die als Teekanne und Tasse verkleidet sind.
Inspiration für Kinder
Die Oper ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Der Platz auf der Bühne wird ausgenutzt und mit der Höhe gespielt. Plötzlich kommen Käfige und Riesenglühwürmchen von oben auf die Künstler: innen zu. Trotz französischer Sprache, die mit Gesang verknüpft wird, kann man gut dem «roten Faden» folgen und somit die Geschichte nachvollziehen. Die deutsche Übersetzung wird jeweils auch eingeblendet, sodass man sich nicht in der Handlung verliert. Alles in allem ist es eine gelungene Oper, die auch kleinere Kinder anspricht.
Iolanta - Oper von Tschaikowsky:
Die Prinzessin Iolanta ist seit ihrer Geburt blind. Das Schlimmste: Iolanta hat nie erfahren, dass andere um sie herum sehen können. Sie weiss gar nicht, dass es so etwas wie «sehen» gibt. Eines Tages betreten zwei junge Herren, Robert und Vaudemont, den verbotenen Garten, der Prinzessin betreten.
Es ist Vaudemont, der sich in die schöne Prinzessin Iolanta verliebt und ihr das Licht und die Farben der Welt erklärt. Soweit steht den beiden nichts im Wege, wäre da nicht Robert, der der Prinzessin vor langer Zeit versprochen wurde und der König, der seine Tochter, vor allem und jedem beschützen will.
«Die Augen, sind sie wirklich nur zum Weinen da?»
Iolanta ist immer mehr in ihrer Welt gefangen, denn sie merkt allmählich, dass ihr etwas fehlt. Zwar hat der König angeordnet gewisse Ausdrücke, die im Bezug zum Sehen stehen, nicht in Iolantas Gegenwart auszusprechen, aber dennoch ist Iolanta unglücklich. Symbolisch für ihr «Gefangensein» steht ein durchsichtiger Kasten in der Mitte der Bühne. Etwas irritierend sind die roten Handabdrücke auf dem Glas. Sie passen nicht wirklich dazu, weil sie sich im Verlauf der Geschichte weder erklären, noch keine Funktion in der Handlung ausüben.
La vie en rose
Überall sind farbliche Akzente gesetzt und gestalten das Bild lebhaft. Auf der Bühne verteilt stehen Vasen mit roten, weissen und rosaroten Rosen. Die Laternen, die von der Decke baumeln, verleihen dem Stück eine romantische Stimmung. Geradezu ironisch erscheint es, dass die Figur Iolanta die ganze farbliche Abstimmung der Bühne nicht sehen kann.
Das Stück ist ab 12 Jahren ausgeschrieben. Und das ist auch gut so. Denn kleinere Kinder können dieser Oper nicht folgen.
Fazit: Schade, dass zwei Opern am Stück gezeigt werden. Es ist schwer sich mit so vielen Eindrücken auseinanderzusetzen, wenn nach einer kurzen Pause noch eine zweite Oper folgt – gerade für Kinder, aber auch für erwachsene Besucher:innen, ist es schwierig sich hierbei zu konzentrieren.
Beide Opern sind noch bis am 20. Juni 2023 zu sehen.
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